Verhaltensinnovation ist ein transformativer Ansatz, der Erkenntnisse der Verhaltens­wissenschaft in das Innovationsmanagement und die Beratung zur Organisations­entwicklung integriert. Dieses Konzept nutzt das Verständnis menschlichen Verhaltens, um Strategien und Interventionen zu entwickeln, die wirkungsvolle und nachhaltige Innovationen vorantreiben. Basierend auf Theorien der Psychologie, der Verhaltensökonomie und der Kognitionswissenschaft zielt Verhaltensinnovation darauf ab, Verhaltensweisen innerhalb von Organisationen zu beeinflussen und zu verändern, um Kreativität, Effizienz und Anpassungsfähigkeit zu fördern. Verhaltensinnovation analysiert Innovations­herausforderungen durch das Verständnis von Verhaltensmustern und adressiert so gezielt Barrieren im Organisationskontext. Dieser Ansatz ermöglicht Lösungen, die nachhaltige Veränderungen fördern und die Effizienz im Innovations­management steigern.

Inhalt:

Einleitung

Verhaltensinnovation ist ein transformativer Ansatz, der Erkenntnisse der Verhaltens­wissenschaft in das Innovations­management sowie in die Beratung für Organisations- und Veränderungsprozesse integriert. Dieses Konzept nutzt das Verständnis menschlichen Verhaltens, um Strategien und Interventionen zu entwickeln, die wirkungsvolle und nachhaltige Innovationen vorantreiben. Verankert in Theorien der Psychologie, Verhaltensökonomie und Kognitionswissenschaft, zielt Verhaltensinnovation darauf ab, Verhaltensweisen innerhalb von Organisationen zu beeinflussen und zu verändern, um Kreativität, Effizienz und Anpassungsfähigkeit zu fördern.

Die Stärke der Verhaltensinnovation liegt in ihrer Fähigkeit, komplexe organisatorische Herausforderungen zu meistern, indem sie gezielt auf zugrunde liegende Verhaltensfaktoren fokussiert. Im Gegensatz zu traditionellen Innovations­ansätzen, die den menschlichen Faktor oft ausklammern, rückt Verhaltens­innovation das Denken, Entscheiden und Handeln von Menschen in den Mittelpunkt. So entstehen wirkungsvollere und nachhaltigere Lösungen. Dieser Ansatz optimiert Innovations­prozesse, fördert die Bindung von Mitarbeitenden, steigert die Kundenzufriedenheit und stärkt die Gesamtleistung der Organisation.

Der Schnittpunkt von Psychologie und Evolution

Das Verständnis der Schnittstelle von Psychologie und Evolution ist entscheidend, um das Wesen der Verhaltensinnovation zu erfassen. Die Integration psychologischer Theorien mit evolutionären Perspektiven ermöglicht es Organisationen, Umgebungen zu schaffen, die Innovation auf natürliche Weise fördern.

Verhaltensinnovation basiert auf grundlegenden psychologischen Theorien. Die Theorie der kognitiven Dissonanz (Festinger, 1957) besagt, dass psychologisches Unbehagen entsteht, wenn Menschen widersprüchliche Überzeugungen oder Handlungen haben, was sie dazu bringt, ihre Überzeugungen oder ihr Verhalten anzupassen. Werden die Unternehmensziele mit den Werten der Mitarbeitenden in Einklang gebracht, lässt sich dieses Unbehagen verringern und ein harmonisches Umfeld schaffen, das kreatives Denken begünstigt.

Die Selbstbestimmungstheorie (Self-Determination Theory, SDT) von Deci und Ryan (2000) betont die Bedeutung der intrinsischen Motivation, die aus Autonomie, Kompetenz und sozialer Eingebundenheit entsteht. Werden diese psychologischen Bedürfnisse gestillt, entwickeln sich Verhaltensweisen, die kreativ und sinnstiftend sind. Organisationen, die eine Umgebung fördern, in der Autonomie, Kompetenzentwicklung und soziales Engagement unterstützt werden, sprechen die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden an und fördern so tiefere Innovationsprozesse.

Die Theorie des sozialen Lernens (Social Learning Theory) von Bandura (1977) hebt die Rolle des Beobachtungslernens bei der Verhaltensprägung hervor. Durch Beobachtung, Nachahmung und Feedback lernen und passen sich Menschen an. Diese Theorie betont die Bedeutung von Vorbildern und positiver Verstärkung für die Entwicklung einer innovationsfördernden Organisationskultur.

Die Evolutionspsychologie erweitert das Verständnis von Verhaltens­innovation, indem sie die Wurzeln moderner Verhaltensweisen in der Frühgeschichte des Menschen untersucht. Diese Disziplin geht davon aus, dass Verhaltensweisen, die das Überleben und den Fortpflanzungserfolg fördern, natürlich selektiert wurden und somit fest in der menschlichen Psychologie verankert sind. So bilden beispielsweise soziale Kooperation und reziproker Altruismus, die für das Überleben früher Gesellschaften unerlässlich waren, die Grundlage für modernes Teamwork und Vertrauen — essenziell für die Förderung von Innovation (Buss, 2019). Das Bewusstsein dafür, dass Menschen natürlicherweise zu Kooperation und sozialem Lernen neigen, hilft bei der Gestaltung kollaborativer Arbeitsumgebungen.

Die Evolutionspsychologie unterstreicht zudem die Bedeutung von Risikobereitschaft und Anpassungsfähigkeit. Organisationen, die kalkulierte Risiken und sichere Räume für Experimente fördern, nutzen diese evolutionären Eigenschaften zur Förderung von Innovation (Cosmides und Tooby, 2013).

Das Verständnis des menschlichen Verhaltens durch diese Brille ermöglicht die Gestaltung von Arbeitsplätzen und Führungsstrategien, die Motivation, Engagement und Kreativität fördern. Die Integration psychologischer Theorien mit evolutionären Perspektiven befähigt Organisationen, Umgebungen zu schaffen, die Innovation auf natürliche Weise fördern.

Anwendungen in der Praxis

Die Anwendung von Verhaltensinnovation zeigt sich anschaulich in den Unternehmenspraktiken führender Firmen. Googles 20%-Zeitregelung veranschaulicht die Selbstbestimmungstheorie, indem sie den Mitarbeitenden ermöglicht, 20 % ihrer Arbeitszeit für selbst gewählte Projekte zu verwenden – was zu bahnbrechenden Innovationen wie Gmail und Google News führte (Battelle, 2005). IDEOs menschenzentrierter Designansatz nutzt die Theorie des sozialen Lernens, indem Nutzer in den Designprozess eingebunden werden, um Lösungen zu entwickeln, die echten Bedürfnissen gerecht werden (Brown, 2009).

Googles Innovations-Ökosystem und die Braintrust Meetings bei Pixar verdeutlichen die Integration evolutionärer Prinzipien. Googles kollaboratives Arbeitsumfeld spiegelt das gemeinschaftliche Leben früherer Menschengruppen wider und fördert so den Austausch von Ideen und kollektives Problemlösen (Bock, 2015). Pixars iterativer Prozess aus Peer Review und Feedback nutzt soziales Lernen und reziproken Altruismus, um kontinuierlich erfolgreiche und innovative Filme hervorzubringen (Catmull und Wallace, 2014).

Die Rolle von Verhaltens­anreizen

Verhaltensanreize spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Innovation in Organisationen. Ein Verständnis der psychologischen Grundlagen unterschiedlicher Anreize, deren effektive Anwendung im Unternehmenskontext und die Auseinandersetzung mit damit verbundenen Herausforderungen können eine Kultur kontinuierlicher Innovation fördern. Verhaltensanreize sind strategische Instrumente zur Motivation und Verhaltenssteuerung in einer Organisation. Sie lassen sich grob in intrinsische und extrinsische Anreize unterteilen.

Intrinsische Anreize sind innere Belohnungen, die durch die Aktivität selbst entstehen, wie persönliche Zufriedenheit, ein Gefühl der Leistung oder die Freude an einer bestimmten Aufgabe. Daniel Pink hebt in seinem Buch Drive: Was Sie wirklich motiviert hervor, dass intrinsische Motivation von drei zentralen Elementen geprägt ist: Autonomie, Beherrschung und Zielsetzung. Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, Kontrolle über ihre Arbeit zu haben, ihre Fähigkeiten weiterentwickeln zu können und einem sinnvollen Ziel zu folgen, sind sie eher von innen heraus motiviert (Pink, 2009).

Extrinsische Anreize hingegen sind äußere Belohnungen, die gezielt eingesetzt werden, um bestimmtes Verhalten zu fördern. Dazu gehören finanzielle Belohnungen, Boni, Beförderungen und andere materielle Vorteile. Gemäß der Erwartungstheorie von Vroom wird Motivation durch die erwarteten Ergebnisse von Handlungen beeinflusst. Wenn Personen glauben, dass ihre Anstrengungen zu erwünschten Belohnungen führen, sind sie motivierter, die notwendigen Aufgaben zu erfüllen, um diese Belohnungen zu erreichen (Vroom, 1964). Neuere verhaltenswissenschaftliche Studien, etwa von Ariely, verdeutlichen die komplexe Wechselwirkung zwischen intrinsischen und extrinsischen Anreizen. Arielys Forschung zeigt, dass finanzielle Anreize zwar die Leistung bei einfachen Aufgaben steigern können, jedoch die Kreativität bei komplexen Problemlösungen untergraben können. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer ausgewogenen Anreizstruktur, die sowohl kurzfristige Leistungen als auch langfristige Innovation fördert (Ariely, 2016).

Die Anwendung von Verhaltens­anreizen ist für Unternehmen entscheidend, um innovative Ideen im großen Maßstab zu fördern und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung zu etablieren. Verschiedene Fallstudien zeigen, wie effektive Anreizsysteme Innovationen vorantreiben können. Googles 20%-Zeitregelung ermöglicht es Mitarbeitenden, 20 % ihrer Arbeitszeit für Projekte zu verwenden, die ihnen am Herzen liegen und über ihre regulären Aufgaben hinausgehen. Indem Google den Mitarbeitenden Autonomie bei der Verfolgung eigener Interessen gewährt, fördert das Unternehmen intrinsische Motivation, Kreativität und Innovation.

Ähnlich ermutigt 3M mit der 15%-Regel die Mitarbeitenden, 15 % ihrer Arbeitszeit Ideen zu widmen, von denen sie glauben, dass sie zu innovativen Produkten führen könnten. Diese Regel führte zu zahlreichen erfolgreichen Innovationen, darunter das Post-it (Collins und Porras, 1994). Durch die Freiheit, zu experimentieren und Risiken einzugehen, schafft 3M ein Umfeld, in dem intrinsische Motivation gedeiht und nachhaltige Innovation entsteht.

Salesforce nutzt das V2MOM-Framework (Vision, Values, Methods, Obstacles, and Measures), um persönliche Ziele mit den Unternehmenszielen abzustimmen. Dieser Ansatz kombiniert intrinsische und extrinsische Anreize und sorgt dafür, dass die Mitarbeitenden motiviert sind, zum innovativen Wachstum des Unternehmens beizutragen. Das Framework hilft dabei, klare Ziele zu setzen und sie mit individuellen Bestrebungen in Einklang zu bringen, was den Zusammenhalt und die Motivation der Belegschaft fördert (Benioff und Adler, 2009).

Ausrichtung von intrinsischen und extrinsischen Anreizen

Obwohl der Einsatz von Verhaltensanreizen erhebliche Vorteile bringen kann, birgt er auch spezifische Herausforderungen. Das Verständnis dieser Herausforderungen und die Entwicklung von Strategien zu ihrer Überwindung sind entscheidend für die erfolgreiche Anwendung von Anreizsystemen. Eine häufige Herausforderung besteht darin, dass die Anreize nicht mit den Unternehmenszielen übereinstimmen. Wenn Anreize nicht gut aufeinander abgestimmt sind, können sie zu unerwünschten Verhaltensweisen führen. Beispielsweise kann der ausschließliche Fokus auf kurzfristige finanzielle Anreize dazu führen, dass Mitarbeitende dazu verleitet werden, an der falschen Stelle zu sparen oder sich auf unethische Praktiken einzulassen.

Um dem entgegenzuwirken, sollten Organisationen umfassende Anreizsysteme entwickeln, die sowohl intrinsische als auch extrinsische Belohnungen ausgewogen einbeziehen. Die Kombination von Geldprämien mit Anerkennungsprogrammen und Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung kann eine ausgewogenere und motivierendere Umgebung schaffen. Ariely betont, dass ein Mix aus Anreizen, die sowohl intrinsische als auch extrinsische Motivationen ansprechen, entscheidend ist, um nachhaltige Innovation zu fördern (Ariely, 2016).

Kurzfristige vs. langfristige Anreize

Eine weitere wichtige Herausforderung besteht darin, das Gleichgewicht zwischen kurzfristigen und langfristigen Anreizen zu finden. Kurzfristige Anreize können zwar schnelle Ergebnisse fördern, sind jedoch oft nicht ausreichend, um langfristige Innovation zu unterstützen. Organisationen müssen kurzfristige Belohnungen mit langfristigen Entwicklungs­möglichkeiten kombinieren. Microsofts Übergang von traditionellen Leistungs­beurteilungen zu einem System, das Teamarbeit und Zusammenarbeit in den Fokus stellt, ist ein Beispiel für diesen Ansatz (Nadella, 2017). Durch die Förderung einer Kultur, die kontinuierliche Verbesserung und Kooperation wertschätzt, können Unternehmen sicherstellen, dass sowohl unmittelbare als auch zukunftsorientierte Ziele erreicht werden.

Ausgewogene Anreize für radikale und inkrementelle Innovation

Das richtige Gleichgewicht bei Verhaltensanreizen für radikale und inkrementelle Innovationen zu finden, ist essenziell, jedoch komplex. Radikale Innovation erfordert mutige Anreize mit hohem Risiko, während inkrementelle Innovationen von Belohnungen für kontinuierliche Verbesserungen und Effizienz profitieren. In großen Unternehmen kann die Schaffung zweier Wege – mit speziellen Teams für radikale Innovation und der Förderung inkrementeller Verbesserungen durch regelmäßige Überprüfungen – effektiv sein.

Start-ups sollten kurzfristiges Überleben und langfristige, lohnenswerte Anreize durch flexible Anreizstrukturen in Einklang bringen. Gemeinnützige Organisationen hingegen müssen ihre Anreize an missionsorientierten Zielen ausrichten, wobei sowohl inkrementelle als auch radikale Beiträge durch berufliche Entwicklung und Fördermittel anerkannt werden (Gordon, 2013).

Ein hybrides Anreizprogramm, das kurzfristige Belohnungen für inkrementelle Innovationen und langfristige Anreize für bahnbrechende Entwicklungen kombiniert, kann beide Innovationsarten wirksam fördern. Flexibel gestaltete Innovationszeit und funktionsübergreifende Teams unterstützen dabei unterschiedliche Ansätze. Karrieremöglichkeiten, die auf Beiträgen zu beiden Innovationsarten basieren, fördern eine unterstützende Kultur. Dieser Ansatz erfordert ein Verständnis für den organisatorischen Kontext, eine flexible Ressourcenverteilung und eine Kultur, die Vielfalt in der Innovation schätzt. Sorgfältig gestaltete Anreize schaffen eine dynamische, innovative Umgebung und sichern langfristigen Erfolg und Wachstum.

Verhaltens­prototyping

Verhaltensprototyping ist ein zentraler Bestandteil des Verhaltensinnovationsprozesses. Es ermöglicht Organisationen, neue Verhaltensweisen in kontrollierten Umgebungen zu testen und zu optimieren, wodurch die Chancen auf erfolgreiche Implementierung und nachhaltige Veränderungen steigen. Durch systematische Experimente, Messungen und Iterationen können Organisationen verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse nutzen, um Innovationen voranzutreiben und ihre Ziele zu erreichen. Dieser Ansatz, vergleichbar mit den ersten, noch zögerlichen Schritten eines Kindes, beinhaltet das Erstellen und Testen von Verhaltensprototypen, bevor diese umfassend ausgerollt werden. So können Organisationen gezielt effektive Strategien zur Verhaltensänderung erarbeiten, besonders in Innovations-Sprints, bei denen schnelle Iterationen und Tests entscheidend sind (Ries, 2011).

A/B-Tests und randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) bilden das Rückgrat des Verhaltensprototypings. Mit diesen Methoden können Organisationen verschiedene Verhaltensweisen vergleichen und die wirksamsten Ergebnisse identifizieren. Techniken wie Simulation und Rollenspiele liefern wertvolle Erkenntnisse über mögliche Auswirkungen, während Feldexperimente einen umfassenden Einblick in die Praxistauglichkeit der Ansätze bieten. Die Implementierung von Verhaltensprototyping in Innovations-Sprints kombiniert die Strenge der Verhaltenswissenschaft mit der Kreativität des Design Thinking. Ein systematischer Prozess—Ziele definieren, Schlüsselverhalten identifizieren, Prototypen entwerfen und testen, sowie auf Basis des Feedbacks iterieren—ermöglicht es Organisationen, Verhaltens­innovationen effektiv voranzutreiben.

Die Basis erfolgreichen Verhaltensprototypings liegt in der Definition spezifischer, messbarer, erreichbarer, relevanter und zeitgebundener (SMART) Ziele, die mit der strategischen Vision der Organisation übereinstimmen. Die Identifizierung von Schlüssel­verhaltensweisen durch Techniken wie Behavioural Mapping und Root Cause Analysisverwandelt theoretische Konzepte in greifbare Modelle. Prototypen sollten einfach und flexibel sein, um bei Bedarf leicht angepasst werden zu können. Eine diverse Teilnehmergruppe liefert umfassendes Feedback, was die Robustheit des Prozesses stärkt. Dieser Ansatz stützt sich auf Prinzipien des integrativen Designs, die die Einbindung unterschiedlicher Nutzergruppen fördern, um wirkungsvollere Lösungen zu entwickeln.

Experimente werden durchgeführt, indem Prototypen in kontrollierten Umgebungen getestet werden, um ihre Wirksamkeit zu beobachten und auszuwerten. Quantitative Daten und qualitatives Feedback liefern dabei ein umfassendes Verständnis der Leistungsfähigkeit der Prototypen. Dieser iterative Prozess, der für kontinuierliche Verbesserungen unerlässlich ist, stellt sicher, dass die Prototypen immer besser auf die Anforderungen der Organisation abgestimmt werden.

Wenn Organisationsziele auf die Werte der Mitarbeitenden abgestimmt sind, reduziert dies psychologische Spannungen und fördert innovatives Denken. Sichere Experimentierräume und die Anerkennung kreativer Beiträge schaffen eine Kultur, die Zusammenarbeit und den Austausch von Ideen begünstigt. Durch eine ausgewogene Kombination von kurzfristigen Anreizen und langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten sichern Organisationen nachhaltig Motivation und Innovationskraft.

Handlungs­empfehlungen

  1. Organisationsziele mit den Werten der Mitarbeitenden abstimmen:Die Abstimmung der Ziele mit den Werten der Mitarbeitenden verringert Spannungen und fördert Innovation. Kommunizieren Sie regelmäßig, wie individuelle Ziele mit der Mission der Organisation übereinstimmen, um Engagement und Kreativität zu steigern und sicherzustellen, dass die Werte der Mitarbeitenden in ihrer Arbeit widergespiegelt werden.
  2. Sicheres Experimentieren fördern:Unterstützen Sie kalkulierte Risikobereitschaft, indem Sie Umgebungen schaffen, die sicheres Experimentieren ermöglichen. Belohnen Sie innovative Ansätze und schaffen Sie Räume für informelle Interaktionen und Zusammenarbeit – etwa durch flexible Raumgestaltung und gezielte teamübergreifende Austauschmöglichkeiten.
  3. Ausgewogene Anreizstrukturen gestalten: Entwickeln Sie Anreize, die unmittelbare Belohnungen mit langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten kombinieren. Setzen Sie kurzfristige Anreize wie Boni und langfristige Anreize wie Karriereentwicklung und Beteiligungsmodelle ein, um die Mitarbeitenden sowohl kurz- als auch langfristig zu motivieren.
  4. Verhaltensprototyping einführen:Entwickeln Sie einfache Prototypen neuer Verhaltensweisen durch Rollenspiele und Simulationen. Nutzen Sie A/B-Tests und Feldexperimente, um Daten zur Wirksamkeit zu sammeln, und passen Sie die Prototypen regelmäßig anhand des Feedbacks an, um den Anforderungen der Organisation gerecht zu werden.

Fazit

Verhaltensinnovation stellt einen transformativen Ansatz dar, der Erkenntnisse der Verhaltenswissenschaft in den organisatorischen Wandel und das Innovationsmanagement integriert. Durch das Verständnis menschlichen Verhaltens werden Strategien entwickelt, die effektive und nachhaltige Innovation fördern. Indem Organisationen den Fokus darauf legen, wie Menschen denken, entscheiden und handeln, können sie Lösungen schaffen, die Mitarbeitendenengagement, Kundenzufriedenheit und die Gesamtleistung steigern. Die Kombination psychologischer Theorien und evolutionärer Perspektiven unterstützt die Gestaltung von Arbeitsplätzen und Führungsstrategien, die Motivation, Engagement und Kreativität fördern. So bringt etwa die Anwendung der Theorie der kognitiven Dissonanz die Organisationsziele mit den Werten der Mitarbeitenden in Einklang, während die Selbstbestimmungstheorie die Bedeutung intrinsischer Motivation durch Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit hervorhebt.

Die Implementierung von Verhaltensprototyping ist entscheidend, um neue Verhaltensweisen in kontrollierten Umgebungen zu verfeinern und dadurch nachhaltige Veränderungen zu gewährleisten. Durch Rollenspiele und Simulationen zur Erprobung von Prototypen können Organisationen wertvolle Daten durch A/B-Tests und Feldexperimente sammeln, was eine kontinuierliche Anpassung basierend auf Feedback ermöglicht. Zudem fördert eine Kultur, die sicheres Experimentieren und kalkulierte Risikobereitschaft unterstützt, in Verbindung mit ausgewogenen Anreizstrukturen sowohl kurzfristige als auch langfristige Motivation.

 

Referenzen

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