Green Nudging, ein wegweisender Ansatz in der Umweltpolitik, fördert nachhaltiges Verhalten mit minimalen staatlichen Eingriffen. Dieser verhaltensökonomisch fundierte Ansatz hat weltweit an Bedeutung gewonnen. Großbritannien und die USA, die mit gut etablierten „Nudge Units“ eine Vorreiterrolle einnehmen, verzeichnen Erfolge, indem sie erneuerbare Energien als Voreinstellung festlegen und durch gezielte Verhaltensanreize die Teilnahme an Sparplänen steigern. Deutschland hingegen agiert zurückhaltender, bedingt durch kulturelle Vorbehalte gegenüber staatlichen Interventionen. Dieser Artikel untersucht die Vorteile eines verstärkten staatlichen Engagements im Bereich Green Nudging, vergleicht Informationsstrategien mit Verhaltenslenkung, anreizbasierte mit normbasierten Politiken und beleuchtet die Rolle sozialer Normen. Zudem werden die Grenzen des Nudging hinsichtlich der Förderung intrinsischer Motivation für nachhaltiges Verhalten analysiert.

Inhalt:

Einleitung

Green Nudging hat sich als fortschrittlicher Ansatz in der Umweltpolitik etabliert, um Menschen zu nachhaltigem Verhalten zu bewegen, ohne auf strikte Vorschriften oder Zwangs­maßnahmen zurückzugreifen. Dieser in der Verhaltensökonomie fundierte Ansatz hat internationale Anerkennung erlangt und wird zunehmend umgesetzt. Länder wie Großbritannien, die Niederlande und die Vereinigten Staaten haben spezialisierte „Nudge Units“ eingerichtet, die gezielte Verhaltens­interventionen entwickeln und implementieren – wenn auch mit unterschiedlicher Intensität und Begeisterung. Großbritannien und die USA sind Vorreiter und haben umfassende Rahmenwerke und spezialisierte Teams geschaffen, während Deutschland aufgrund kultureller Vorbehalte gegenüber staatlichen Eingriffen zögerlicher vorgeht. Erfolgreiche Beispiele, wie die britische Initiative, bei neuen Stromverträgen erneuerbare Energien als Standardauswahl festzulegen, verdeutlichen das Potenzial dieses Ansatzes.

Die Wirksamkeit von Nudging-Interventionen ist gut belegt. Studien zeigen, dass Nudging im Vergleich zu traditionellen finanziellen Anreizen kosteneffizient ist und durch gezielte Verhaltensimpulse und Standard­einstellungen gewünschte Verhaltensweisen deutlich fördert.

Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Dimensionen des Green Nudging und analysiert die potenziellen Vorteile eines verstärkten staatlichen Engagements in dieser Strategie. Er untersucht die Unterschiede zwischen Informations­vermittlung und Nudging, vergleicht anreizbasierte und normbasierte Politikansätze, bewertet die Rolle sozialer Normen und diskutiert die Eignung von Green Nudging als zentrales politisches Instrument. Zudem werden die Grenzen des Nudging in Bezug auf die Förderung intrinsischer Motivation für umweltfreundliches Verhalten kritisch hinterfragt.

Informieren vs. Nudging

Konzeptionelle Unterschiede

Informieren und Nudging sind zwei unterschiedliche Ansätze zur Verhaltensänderung. Informieren stellt den Menschen sachliche Informationen zur Verfügung, um ihnen fundierte Entscheidungen zu ermöglichen. Diese Strategie beruht auf der Annahme, dass ein erhöhtes Bewusstsein zu nachhaltigeren Entscheidungen führt. Allerdings ist der Einfluss von Information allein oft begrenzt, da viele umweltschädliche Verhaltensweisen tief verankert sind und kognitive Anstrengung erfordern, um verändert zu werden (Abrahamse et al., 2005).

Nudging hingegen steuert Entscheidungen subtil, indem es die Entscheidungsumgebung so gestaltet, dass bestimmte Verhaltensweisen gefördert werden, ohne die Wahlfreiheit einzuschränken. Gestützt auf verhaltens­ökonomische Erkenntnisse gestaltet Nudging Rahmenbedingungen, die Menschen zu bestimmten Verhaltensweisen motivieren, wie etwa durch die Platzierung gesünderer Lebensmittel auf Augenhöhe oder die Voreinstellung auf grüne Energieoptionen. So können Entscheidungen beeinflusst werden, ohne dass dies als Bevormundung wahrgenommen wird (Thaler und Sunstein, 2008). Nudging nutzt kognitive Verzerrungen und die Präferenz für Standard­einstellungen, was oft zu schnellen und messbaren Verhaltens­änderungen führt.

Vorteile und Herausforderungen

Informieren respektiert die individuelle Entscheidungsfreiheit und kann langfristige Verhaltensänderungen fördern, indem es Wissen und Bewusstsein aufbaut. Diese Strategie erfordert jedoch hohe Motivation und kognitive Anstrengung und zeigt daher bei stark verfestigten oder bequemen Verhaltens­weisen nur begrenzte Wirkung. Informations­kampagnen stehen oft vor der Herausforderung, die automatisierten Gewohnheiten vieler umweltschädlicher Verhaltensmuster zu durchbrechen (Abrahamse et al., 2005).

Nudging bietet eine kostengünstige und effektive Alternative, die kognitive Verzerrungen und festgefahrene Gewohnheiten umgeht. Trotz seiner Wirksamkeit wirft Nudging ethische Fragen zur möglichen Manipulation auf und greift häufig nicht auf die tieferliegenden Einstellungen zu, wodurch langfristige Veränderungen ausbleiben könnten. Nudges funktionieren am besten, wenn sie subtil und auf die intrinsischen Motivationen der Menschen abgestimmt sind. Andernfalls kann Nudging paternalistisch wirken und Widerstand hervorrufen, was die Effektivität untergräbt (Loewenstein und Chater, 2017).

In der Umweltpolitik ergänzen sich Informieren und Nudging. So lässt sich beispielsweise die Aufklärung über die Vorteile des Recyclings mit strategisch platzierten Recyclingbehältern kombinieren, um die Recyclingquote zu erhöhen (Schultz et al., 2007). Diese Kombination schafft eine Grundlage von Wissen und Bewusstsein, die gleichzeitig gezielt gewünschtes Verhalten lenkt.

Evidenzbasierte Erkenntnisse

Ölander und Thøgersen (2014) zeigen auf, dass reine Information wenig wirksam ist, um freiwillige Verhaltens­änderungen im Umweltschutz zu fördern. Sie heben die Grenzen von Informations­kampagnen hervor, die oft an Barrieren wie mangelnder technischer Erfahrung, Zweifel an der Effizienz oder Unsicherheit hinsichtlich Installation und Wartung scheitern. Nudging hingegen, das auf subtile kontextuelle Hinweise und mentale Abkürzungen setzt, hat nachweislich großes Potenzial, unbewusst die Entscheidungs­findung zu beeinflussen. Studien belegen beispielsweise die Wirkung des Ankereffekts über das europäische Energielabel sowie des Default-Effekts zur Förderung der Teilnahme am Smart Grid. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung verhaltens­ökonomischer Prinzipien in der Umweltpolitik, um spürbare Verhaltensänderungen zu bewirken.

In vielen Ländern haben Regierungen durch Gebühren für Plastiktüten im Supermarkt ein effektives Nudge-Element implementiert. Die geringe Gebühr macht sich das Prinzip der Verlust­aversion zunutze, wonach Menschen eher Verluste vermeiden als gleichwertige Gewinne erzielen möchten. So führte die Einführung einer 5-Pence-Gebühr in England zu einer Reduktion des Plastiktüten­verbrauchs um 85 % innerhalb von sechs Monaten (Poortinga et al., 2016). Dies verdeutlicht, wie ein gezielter Nudge mit minimalem Aufwand signifikante Verhaltens­änderungen bewirken kann.

Ansätze im Policy Design

Anreizbasierte Strategien

Anreizbasierte Strategien setzen finanzielle oder materielle Belohnungen ein, um gewünschte Verhaltens­weisen gezielt zu fördern. Beispiele hierfür sind Steuervergünsti­gungen für die Nutzung erneuerbarer Energien, Subventionen für Elektrofahrzeuge oder Bußgelder bei übermäßiger Abfallproduktion. Das Modell des Homo oeconomicus geht davon aus, dass Menschen als rationale Akteure berechenbar auf Anreize reagieren. Dieser Ansatz bietet klare, messbare Ergebnisse und kann Verhaltens­änderungen rasch bewirken. Herausfor­derungen bestehen jedoch in der Gefahr, dass Menschen das System ausnutzen, der Abhängigkeit von kontinuierlichen Anreizen und der fehlenden Förderung intrinsischer Motivation (Gillingham et al., 2013).

Anreize können zu unmittelbaren Verhaltens­änderungen führen, jedoch oft ohne langfristige Nachhaltigkeit. Eine Überbetonung externer Belohnungen kann die intrinsische Motivation schwächen, sodass Menschen zu alten Verhaltens­weisen zurückkehren, sobald die Anreize wegfallen (Gneezy et al., 2011). Effektive anreizbasierte Politiken sollten daher Übergänge zur Förderung intrinsischer Motivation ermöglichen, um dauerhafte Verhaltens­änderungen zu gewährleisten.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Deutschland bietet Haushalten und Unternehmen finanzielle Anreize zur Installation von Solaranlagen. Diese Subventionen haben den Zugang zu Solarenergie erleichtert und Deutschland zu einem globalen Vorreiter in der Solarstrom­produktion gemacht (Ragwitz et al., 2007). Dies zeigt, wie finanzielle Anreize eine schnelle und weitreichende Verbreitung erneuerbarer Technologien unterstützen können.

Normbasierte Strategien

Normbasierte Strategien nutzen soziale Normen und kulturelle Werte, um Verhaltens­änderungen anzustoßen. Öffentlichkeits­kampagnen, die wünschenswerte Verhaltensweisen aufzeigen oder ein Gefühl der Gemeinschaftsverantwortung fördern, sind Beispiele für diesen Ansatz. Das Modell des Homo sociologicus legt nahe, dass Menschen stark von sozialen Normen und Werten beeinflusst werden. Normbasierte Strategien können nachhaltige Verhaltens­änderungen bewirken, das Gemeinschaftsgefühl stärken und soziales Kapital aufbauen, sie sind jedoch oft schwieriger umzusetzen, da Normen variieren und schwer durchsetzbar sind, und ihre Wirkung sich langsamer entfaltet (Goldstein et al., 2008).

Normbasierte Interventionen nutzen das menschliche Bedürfnis, sich sozialen Erwartungen anzupassen, und die Wirkung des Verhaltens von Peers. Durch die Etablierung nachhaltiger Praktiken als Normen kann ein soziales Umfeld geschaffen werden, in dem umweltfreundliches Verhalten zum Standard wird. Die Wirksamkeit dieser Strategien hängt jedoch stark vom kulturellen Kontext und der bestehenden sozialen Struktur ab. In Gesellschaften mit schwachen oder widersprüchlichen Umweltstandards können diese Ansätze auf Widerstand stoßen (Schultz et al., 2007).

In Schweden fördern gemeinde­basierte Recyclingprogramme soziale Normen. Lokale Behörden bieten einfache Recycling­möglichkeiten und führen Kampagnen durch, die hohe Beteiligungsraten der Gemeinschaft betonen. Der soziale Druck und das Verantwortungs­gefühl der Gemeinschaft haben Schweden zu einem der Länder mit den höchsten Recyclingquoten weltweit gemacht (Dahlén und Lagerkvist, 2010).

Kombinierte Ansätze

Beide Strategien haben spezifische Stärken und können sich gegenseitig ergänzen. Während Anreize sofortige Motivation bieten, fördern Normen eine langfristige Verhaltens­änderung. Eine Kombination beider Ansätze adressiert sowohl kurzfristige als auch langfristige Ziele der Umweltpolitik. Erfolgreiche Fallstudien zeigen häufig eine solche Mischung. Beispielsweise können finanzielle Anreize zur Senkung des Energieverbrauchs mit Kampagnen kombiniert werden, die energiesparendes Verhalten als gesellschaftliche Norm etablieren (Allcott, 2011).

Mikrogezieltes Green Nudging

Die Kombination von mikrogezieltem Green Nudging mit makrogesell­schaftlichen Rahmenbedingungen kann die Effektivität steigern. Laut Lohmann et al. (2024) sind auf spezifische Verhaltensweisen oder Bevölkerungs­gruppen zugeschnittene Nudges besonders wirkungsvoll, wenn sie in übergeordnete gesellschaftliche oder umweltpolitische Ziele eingebettet sind. Diese Verknüpfung schafft einen größeren Kontext für den Nudge, was dessen Relevanz und Akzeptanz erhöht. So können Nudges zur Senkung des Energie­verbrauchs von Haushalten mit nationalen Energieeffizienz­zielen verknüpft werden, wodurch individuelle Maßnahmen als Teil einer kollektiven Anstrengung wahrgenommen werden.

Das Opower-Programm in den USA liefert Haushalten Rückmeldungen zum Energieverbrauch im Vergleich zu ihren Nachbarn. Dieser soziale Vergleichs-Nudge hat zu einer konstanten Reduktion des Energieverbrauchs um 2–3 % bei Millionen von Haushalten geführt. Durch den Vergleich des eigenen Verbrauchs mit dem der Nachbarn nutzt das Programm soziale Normen, um Energie­einsparungen zu fördern (Allcott, 2011).

Die Kraft sozialer Normen

Einfluss­mechanismen

Soziale Normen, die ungeschriebenen Regeln, die das Verhalten in Gemeinschaften bestimmen, sind entscheidend für die Förderung umweltfreundlicher Handlungen. Mechanismen sozialer Einflüsse – wie Gruppendruck, Vorbilder und Gemeinschaftssinn – bewegen Individuen dazu, sich umweltfreundlichem Verhalten anzupassen (Cialdini, 2003). Diese Mechanismen können nachhaltige Praktiken effektiv fördern, insbesondere wenn sie bestehende soziale Netzwerke und kulturelle Normen gezielt nutzen.

Der Warm-Glow-Effekt

Der Warm-Glow-Effekt, der positive Gefühle aus guten Taten generiert, beeinflusst pro-umweltgerechtes Verhalten maßgeblich. Studien von Jia und Van der Linden (2020) zeigen, dass das „grüne Warm Glow“ – das positive Gefühl durch umweltfreundliches Handeln – ein starker Prädiktor für nachhaltiges Verhalten ist, mehr noch als altruistische Motive. Dies deutet darauf hin, dass emotionale Belohnungen ein kraftvoller Anreiz für nachhaltiges Handeln sein können, unabhängig davon, ob sie unmittelbar anderen oder der Umwelt zugutekommen.

Die Effektivität des Warm-Glow-Effekts zur Förderung grüner Nudges hängt von der Art und Weise ab, wie diese emotionalen Anreize kommuniziert und erfahren werden. Lohmann et al. (2024) stellten fest, dass direkte Appelle an den Warm Glow keinen signifikanten Einfluss auf umweltfreundliches Verhalten hatten, verglichen mit einfachen Handlungsaufforderungen. Dies weist darauf hin, dass der Warm Glow zwar die Motivation steigern kann, seine Wirkung jedoch kontextabhängig ist.

In Dänemark haben Kampagnen, die den Warm-Glow-Effekt beim Spenden für Umweltprojekte hervorheben, positive Effekte gezeigt. So konnte Werbung, die die positiven Gefühle beim Spenden für Aufforstungs­projekte betont, die Teilnahmequoten erhöhen. Dieses Beispiel veranschaulicht, wie die Betonung emotionaler Anreize nachhaltiges Verhalten fördern kann (Taufik et al., 2015).

Kulturelle Unterschiede und Herausforderungen

Das öffentliche Hervorheben hoher Recyclingquoten oder Energieeinsparungen innerhalb einer Gemeinschaft fördert häufig die Beteiligung, da Individuen sich an wahrgenommenen Normen orientieren. Doch die Nutzung sozialer Normen bringt auch Herausforderungen mit sich. Nicht alle Menschen akzeptieren vorgegebene Normen, besonders wenn diese im Widerspruch zu persönlichen Überzeugungen stehen. Darüber hinaus variieren soziale Normen stark zwischen Kulturen, was die allgemeine Anwendbarkeit solcher Strategien einschränkt (Schultz et al., 2007).

Für eine maximale Wirkung normbasierter Interventionen ist es wichtig, kulturelle Nuancen zu berücksichtigen und gezielt einzubinden. In kollektivistischen Kulturen könnten gemeinschafts­orientierte Ansätze effektiver sein, während in individualistischen Kulturen die Betonung persönlicher Vorteile und Erfolge zu besseren Ergebnissen führen kann.

Vergleichende Analyse von Green Nudging

Unterschiede in der Anwendung

Das Ausmaß, in dem Regierungen Green Nudging anwenden, variiert stark und wird durch mehrere Faktoren beeinflusst. In Ländern wie Großbritannien und den USA haben politische Unterstützung und die Einrichtung spezialisierter „Nudge Units“ den Einsatz von Green Nudging vorangetrieben (Benartzi et al., 2017). Diese Länder haben erkannt, dass Verhaltens­änderungen bedeutende Kosteneinsparungen ermöglichen und gleichzeitig Umweltziele fördern können. Die Einbindung verhaltenswissen­schaftlicher Erkenntnisse in politische Rahmenwerke hat die Entwicklung und Umsetzung effektiver Nudging-Strategien erleichtert.

Der deutsche Kontext

Green Nudging ist in Deutschland vergleichsweise weniger verbreitet. Dies lässt sich auf ein tief verankertes Misstrauen gegenüber Eingriffen in persönliche Entscheidungen zurückführen, das fest in der deutschen Kultur verankert ist. Diese historische Skepsis gegenüber staatlichen Eingriffen erklärt die zurückhaltende Haltung. Zudem konzentriert sich die deutsche Umweltpolitik stark auf rechtliche und technologische Ansätze, wie die Energiewende, die vor allem durch Gesetzgebung und technologische Innovationen vorangetrieben wird.

Steigerung der öffentlichen Akzeptanz

Die Akzeptanz von Green Nudging unterscheidet sich ebenfalls je nach Land. Studien zeigen, dass die Bevölkerung in Ländern wie den Niederlanden und Dänemark, wo eine starke Unterstützung für Umwelt­initiativen besteht, Green Nudging gegenüber aufgeschlossener ist (Steg et al., 2015). Diese Länder zeichnen sich durch ausgeprägte soziale Normen aus, die umweltfreundliches Verhalten fördern, sowie eine breite öffentliche Zustimmung zu umweltpolitischen Maßnahmen.

Um die Akzeptanz von Green Nudging zu erhöhen, können Regierungen auf Erkenntnisse aus der Verhaltens­ökonomie und Verhaltenswissen­schaft zurückgreifen. Transparenz und Aufklärung über die Ziele und Methoden des Nudging schaffen Vertrauen, während die Einbindung der Bürger in die Gestaltung von Nudges die Akzeptanz zusätzlich stärkt (Reisch und Sunstein, 2016). Eine partizipative Entwicklung der Nudges gewährleistet zudem, dass diese kulturell relevant und mit lokalen Werten abgestimmt sind.

Auch die Berücksichtigung kultureller Unterschiede und die Anpassung von Nudging-Strategien an lokale Kontexte sind von zentraler Bedeutung. In Deutschland könnten freiwillige Initiativen, die in Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften durchgeführt werden, wirksamer sein als zentral gesteuerte Maßnahmen (Thaler und Sunstein, 2008).

Das britische Programm „Low-Carbon Communities Challenge“ hat gezeigt, wie erfolgreich Green Nudging beim Aufbau CO₂-armer Gemeinschaften sein kann. Dieses Programm unterstützte lokale Communities bei der Umsetzung von Projekten zur CO₂-Reduktion, wie der Installation energie­effizienter Technologien und der Förderung nachhaltiger Verhaltensweisen durch soziale Normen. Die Evaluierung des Programms hat gezeigt, dass gemeinschafts­geführte Initiativen, unterstützt durch Nudges, den CO₂-Ausstoß deutlich reduzieren können und das Engagement für Nachhaltigkeit in der Gemeinschaft fördern (DECC, 2011). Dieses Beispiel verdeutlicht, wie entscheidend kollektive Einbindung und die Berücksichtigung des lokalen Kontexts für den Erfolg von Green Nudges sind. Green Nudging ist besonders effektiv beim Aufbau CO₂-armer Communities, wenn es in übergeordnete Gemeinschaftsziele integriert wird, mit lokalen Werten übereinstimmt und die aktive Teilnahme der Mitglieder einer Gemeinschaft einbezieht.

Handlungs­empfehlungen

  1. Vorein­stellungen als Standard nutzen: Legen Sie umweltfreundliche Optionen als Standardwahl fest, beispielsweise durch die automatische Nutzung erneuerbarer Energien bei neuen Stromverträgen. Dies nutzt die menschliche Neigung zur Beibehaltung vorgegebener Einstellungen und fördert nachhaltiges Verhalten, ohne die Wahlfreiheit einzuschränken.
  2. Kombination von finanziellen Anreizen mit intrinsischer Motivation: Kombinieren Sie finanzielle Anreize mit Maßnahmen zur Förderung einer intrinsischen Motivation für nachhaltiges Verhalten. Gewähren Sie Subventionen oder Steuer­vergünstigungen für erneuerbare Energieinstallationen und klären Sie die Empfänger über die langfristigen ökologischen und ökonomischen Vorteile auf, um sowohl unmittelbare Akzeptanz als auch nachhaltige Verhaltens­änderungen zu erzielen.
  3. Soziale Normen gezielt einsetzen: Entwickeln Sie gemeinschafts­orientierte Programme, die hohe Beteiligungs­raten bei umweltfreundlichen Verhaltensweisen hervorheben und fördern. Anerkennen Sie öffentlich Gemeinden oder Einzelpersonen, die wesentliche Umweltziele erreichen, und nutzen Sie den sozialen Druck sowie das Bedürfnis, sich an die Standards der Gemeinschaft anzupassen.
  4. Transparenz und öffentliche Beteiligung fördern: Steigern Sie die Akzeptanz von Green Nudges durch klare Transparenz über Ziele und Methoden. Binden Sie die Öffentlichkeit partizipativ in die Gestaltung und Umsetzung ein, um sicherzustellen, dass die Nudges kulturell relevant sind und lokale Werte widerspiegeln.

Fazit

Green Nudging bietet einen vielversprechenden Ansatz zur Förderung umweltfreundlichen Verhaltens, indem es Entscheidungen subtil beeinflusst. Informieren und Nudging besitzen jeweils spezifische Stärken und können wirkungsvoll kombiniert werden. Anreizbasierte und normbasierte Ansätze ergänzen sich als Strategien im umweltpolitischen Design. Soziale Normen und der Warm-Glow-Effekt spielen dabei eine wesentliche Rolle für den Erfolg normbasierter Ansätze. Obwohl Green Nudging ein zentrales Instrument in der Regulierungspolitik sein kann, weist es Grenzen auf und sollte durch traditionelle Maßnahmen ausgewogen ergänzt werden. Regierungen sollten erwägen, stärker in Green Nudging zu investieren und es als Teil einer umfassenden Umweltstrategie zu nutzen.

Obwohl Nudges wirksam sind, sollten sie so gestaltet werden, dass sie die intrinsische Motivation unterstützen und durch zusätzliche regulatorische Maßnahmen ergänzt werden. Zukünftige Forschung sollte die langfristigen Effekte von Nudges und ihre Wechsel­wirkung mit der intrinsischen Motivation näher untersuchen. Entscheidungsträger sollten weiterhin innovative und verfeinerte verhaltensbasierte Ansätze entwickeln, um den sich wandelnden ökologischen Heraus­forderungen gerecht zu werden.

 

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